Von Aquileia nach Carnuntum
Die wintersichere Verbindung zwischen Aquileia in Italien und Carnuntum an der Donau wird Römische Bernsteinstraße genannt. Unter Umgehung der Alpenpässe verläuft sie von Aquileia an der Adria über Emona (Ljubljana/Laibach), Celeia (Celje / Cilli), Poetovio (Ptuj/Pettau), Savaria (Szombathely/Steinamanger) und Scarbantia (Sopron/Ödenburg) nach Carnuntum (Petronell/Bad Deutsch Altenburg) an der Donau. Zwischen Szombathely und Sopron führt die Straßentrasse durch das Mittelburgenland, einem für die römische Rüstungsindustrie sehr wichtigen keltischen Eisengewinnungsgebiet. Die Verbindung wird Bernsteinstraße genannt, weil der römische Schriftsteller Plinius der Ältere berichtet, dass auf diesem Weg der Bernstein von der Ostseeküste über Carnuntum nach Aquileia, dem Zentrum des Bernsteinhandels, gebracht worden sei.
Schon unter den Kaisern Augustus und Tiberius (14 n. Chr. bis 37 n. Chr) wurde die Römische Bernsteinstraße von Aquileia an der oberen Adria bis Carnuntum an der Donau als wichtige Militär- und Handelsstraße ausgebaut. Ihr Verlauf folgt einem urzeitlichen Handelsweg, der schon seit der frühen Bronzezeit benützt wurde. Die Bernsteinstraße wurde öfters neu trassiert und mit Meilensteinen versehen, so unter Kaiser Hadrian im Jahr 132 n. Chr. und später unter Kaiser Volusianus (251 bis 253 n. Chr.). Sie ist in ihrer Bedeutung als Nord-Süd-Verkehrsverbindung zwischen der Ostsee und der Adria einer heutigen Autobahn vergleichbar.
Kaiser Augustus ließ die Passstraße über die Julischen Alpen (Birnbaumer Sattel) errichten. Unter Tiberius erfolgte der Ausbau von Emona (Ljubljana/Laibach) bis zur Donau als Militärstraße mit geschotterten Dämmen, Straßengräben, Holz- und Steinbrücken und teilweise in Kalkgestein gehauenen Wagengeleisen. In den Städten war sie mit polygonen Steinplatten gepfl astert. Die Bernsteinstraße war eine via publica, eine Reichs- und Poststraße und eine Militärund Handelsstraße. Zwischen den Städten, die aus Militärlagern entstanden, entwickelten sich Straßenstationen (mansiones, mutationes) mit Herbergen und Pferdewechselstationen für die kaiserliche Post (cursus publicus).
Die Straßenstationen, die Städte, wichtige Flussübergänge und Gebirgspässe waren auf Karten und in Reisebüchern verzeichnet. Die bekannteste antike Straßenkarte ist die Tabula Peutingeriana.