• Radwanderweg B47 Beschreibung 2

  • Radwanderweg B47

Radwanderweg B47

Der ehemalige Landesarchäologe Dr. Karl Kaus veranstaltete in den 1980er Jahren mehrmals Führungen und Exkursionen zur römischen Straßentrasse bei Großmutschen. 1984 rückte diese Straßentrasse ins Blickfeld des Fremdenverkehrsverbandes Mittelburgenland. Aber erst 1988 gelang es den Naturfreunden Österreich, Ortsgruppe Oberpullendorf, mit dem damaligen Leiter Ing. Johann Gangl, das Wanderwegprojekt Römische Bernsteinstraße – Mittelburgenland zu starten. Großes Interesse und Unterstützung kam von den Gemeinden Lutzmannsburg-Strebersdorf, Frankenau- Großmutschen, Großwarasdorf-Nebersdorf und Rai ding sowie der Kulturabteilung der Burgenländischen Landesregierung mit der damaligen Landesrätin Dr. Christa Krammer.

Der offizielle Start des Projektes fand Ende Mai 1988 statt und wurde über die Medien der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Innerhalb von knapp 5 Monaten sollte ein 14 km langer Wanderweg fertig gestellt werden. Im Juni 1988 wurde der Trassenverlauf des Wanderweges durch zahlreiche Begehungen festgelegt. Das war kein einfaches Unterfangen, denn die römische Straßentrasse deckte sich nicht mit dem neuzeitlichen Wegenetz, sondern verlief über weite Teile unter Acker- und Wiesenflächen oder, wie z.B. in Großwarasdorf, unter dem Fußballplatz. Auch hielt sich die Begeisterung der Jägerschaft für dieses touristische Projekt im Urbarialwald von Großmutschen in Grenzen.

Nach zahlreichen Gesprächen und Projektpräsentationen konnte aber letztendlich ein für alle Beteiligten akzeptabler Wegeverlauf gefunden werden, der zum Teil auf der römischen Straßentrasse oder in unmittelbarer Nähe geführt werden konnte.

Im Juli 1988 wurde mit dem Entwurf von fünf Raststationen mit Schaupulten begonnen. Die Schaupulte wurden von der Oberpullendorfer Künstlerin Romana Schmucker in liebevollen Detailzeichnungen zu Th emen aus der Römerzeit bemalt und beschriftet. Im August 1988 wurde als touristische Begleitmaßnahme ein römischer Kochkurs für die Gastwirte an der Bernsteinstraße veranstaltet. Gekocht wurden Speisen aus dem römischen Kochbuch des Marcus Gavius Apicius aus dem 1. Jhdt. n. Chr. Verkostet wurden die Speisen von den stilgerecht mit Toga und Lorbeerkranz bekleideten Bürgermeistern der Anrainergemeinden: Robert Magedler (Lutzmannsburg- Strebersdorf ), Demeter Kancz (Frankenau-Groß mutschen), Stefan Solich (Großwarasdorf- Nebersdorf ) und Alois Nöhrer (Raiding).

Mit dieser Einladung sollten die Gastwirte an der Römischen Bernsteinstraße angeregt werden, römische Gerichte in ihre Speisekarte aufzunehmen und damit den Fremdenverkehr in dieser Region um eine Attraktion zu bereichern. Der Vollwertbäcker Johann Gradwohl kreierte dazu ein eigenes Römerbrot nach römischem Rezept. Gemeinsam mit dem Töpfereibetrieb Larnhof in Stoob wurde für diesen Zweck ein kompletter Satz römisches Speisegeschirr und römische Trinkbecher entworfen.

Ebenfalls im August erfolgte die wissenschaftliche Untersuchung der römischen Straßentrasse. Im Urbarialwald von Großmutschen wurde der antike Straßendamm mit einem ca. 14 m langen Schnitt geöffnet. Dabei konnte der Aufbau des Schotterdamms gut dokumentiert werden: An der Unterkante hatte die Straße eine Breite von 6,40–7,00m. Die Oberkante der Fahrbahn hatte eine Breite von ca. 4 m. Der Aufbau des Straßenkörpers wies noch eine Mächtigkeit von ca. 0,70 m auf. An der Straßenflanke konnte eine sehr gut erhaltene eiserne Schaftlochaxt aus dem 2./3. Jhdt. n. Chr. freigelegt werden.

Im September 1988 wurden die Schaupulte an den fünf Raststationen sowie Abgüsse von einem römischen Meilenstein und römischen Grabsteinen aufgestellt. Der Beginn des Wander weges wurde in Strebersdorf mit einem Schaupult über den römischen Handels- und Reiseverkehr gestaltet. Im Urbarialwald von Großmutschen zeigt ein Schaupult Wissenswertes über das römische Militär und römische Waffen. Zusätzlich wurde ein römischer Meilenstein aufgestellt, der mit großer Wahrscheinlichkeit 131/132 n.Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian an der römischen Bernsteinstraße errichtet worden war und zu den ältesten Meilensteinen Pannoniens zählt.

Daneben zeigt ein Grabstein einer römischen Händlerfamilie eine Jagdszene (2.Jhdt.n.Chr.). Die dritte Station erhielt ein Schaupult zum Thema „Römischer Straßenbau und Tabula Peutingeriana“. Das vierte Schaupult in Großwarasdorf beschäftigt sich mit „Wohnen und Kleidung zur Römerzeit“. Passend dazu wurden Grabsteine eines einheimischen Kelten und einer Keltin in der Tracht des 1. Jhdts. n.Chr. präsentiert. Die fünfte Station wurde am damaligen Endpunkt des Wanderweges in Raiding angelegt. Dieses Schaupult widmet sich dem Thema „Römisches Reich und Römische Kaiser“. Auf Anregung von Bürgermeister Kancz wurden die Schaupulte dreisprachig in Deutsch, Ungarisch und Kroatisch gestaltet. Die Eröffnung des Wanderweges Römische Bernsteinstraße – Mittelburgenland fand am 26. Oktober 1988 mit einem groß angelegten Wandertag der Naturfreunde Oberpullendorf statt. Als Wandermedaille gab es eine Nachbildung einer römischen Münze aus dem Burgenland, die einen römischen Reisewagen darstellt.

Der damalige Landeshauptmann Hans Sipötz eröffnete gemeinsam mit Landeshauptmannstellvertreter Franz Sauerzopf und der Kulturlandesrätin Christa Krammer den Wanderweg.

Ziel dieses Projektes war einerseits die Errichtung eines archäologisch-historischen Lehr- und Wanderweges, andererseits auch die wissenschaftliche Erforschung und Dokumentation der Römerstraße im Mittelburgenland.

Die Arbeitsmarktverwaltung sprang helfend ein und finanzierte die damalige Projektleiterin Dr. Irene Heiling. Vorarbeiten leistete schon in den 60er-Jahren Heimatforscher Josef Polatschek, Gärtnermeister aus Oberpullendorf, der auch am Aufbau des Schauraumes „Eisengewinnung und Eisenverhüttung“ im Rathauskeller Oberpullendorf maßgeblich beteiligt war. Dass der gesamte Verlauf der Bernsteinstraße im Mittelburgenland so gut bekannt ist, geht auf die Forschungstätigkeit von Ökonomierat Josef Polatschek zurück, der seine Freizeit dem Auffinden archäologischer Fundstellen widmete.

Projektleiterin Dr. Heiling: „Der Wanderweg in Form eines geschichtlichen Lehrpfades hat im Großmutschner Urbarialwald das besterhaltene Teilstück des alten Handelsund Verkehrsweges der Römischen Bernsteinstraße zwischen der Adria und Ostsee. Der Wanderer kann mit entsprechenden Hinweisen und Schautafeln die Römerstraße in der Natur erkennen. Nachbildungen von römischen Meilen- und Grabsteinen sollen den Wanderweg anschaulich an die alte römische Straßentrasse erinnern.“ Dieses Ziel hat sich bis heute nicht geändert. Aus dem Wanderweg wurde der Rad- Wanderweg B47-Römische Bernsteinstraße, der auch eine Verlängerung von Raiding über Horitschon, Neckenmarkt/Haschendorf bis Deutschkreutz erfuhr. Zahlreiche Dia-Vorträge und wissenschaftliche Exkursionen trugen die Handschrift unseres wissenschaftlichen Leiters ORegRat Dr. Karl Kaus, der es immer wieder verstand, die Vereinsmitglieder mit seinen Vorträgen zu begeistern. Dafür wollen wir ihm zum 25-jährigen Vereinsjubiläum recht herzlich danken. Die Zusammenarbeit des Vereines zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße mit dem Museum in Zalalövö/Salla (Dr. Ferenc Redö) ist ein grenzüberschreitender Versuch, in der EuRegio West-Pannonia gemeinsame Vorträge, Exkursionen und Ausstellungen zu organisieren.