Exkursion

Exkursion des „Vereins zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße“ nach Bratislava/Rusovce/Gerulata und Carnuntum (Hauptstadt von Pannonia Superior/Oberpannonien) zum 30 – jährigen Vereinsjubiläum

Am Samstag, 12. Oktober 2019, veranstaltete der Verein zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße eine Exkursion anlässlich des 30. Bestandsjubiläums (1989/2019) nach Bratislava/Preßburg und Carnuntum. Die Vereinsgründung war am 30. Juni 1989. Zahlreiche Freunde des Vereines, Vereins- und Vorstandsmitglieder besuchten im Preßburger Stadtteil Rusovce das römische Militärlager Gerulata, das vom 1. – 4. Jhdt n. Chr. bestand.

Das Römer-Kastell Gerulata erfüllte eine wichtige strategische Funktion an der Nordgrenze – am mittleren pannonischen Limes – des Römischen Reiches: nämlich den Schutz des Ostflügels der in Carnuntum , der Hauptstadt Oberpannoniens (Pannonia Superior), stationierten Legionen. Zahlreiche Grabfunde, eine zivile Siedlung/vicus, Landhäuser und landwirtschaftliche Betriebe zeugen davon. Nahe des Militärlagers befand sich eine Furt (Übergang) über die Donau, ebenso ein Hafen. Am Bau des Lagers Gerulata waren die in Carnuntum stationierten Legionen X, XIV, XV beteiligt. Am Beginn des 2. Jhdts n. Chr. war hier dauerhaft die Elite Reitereinheit Ala prima Canannefatum stationiert. Römische Dachziegel und Inschriften von Votivaltären bezeugen dies. Jahrelange archäologische Forschungen in Rusovce förderten zahlreiche Funde, wie Votivaltäre mit Inschriften und reicher Figuren- und Pflanzenmotivdekoration, Edelsteine (Gemmen), Keramik (terra sigillata), Ziegel mit Inschriften, Spangen, Armbänder, Schmuckanhänger, Amulette zutage. Eine Münzsammlung mit Prägungen aller römischer Kaiser – davon ein Legionärs-Denar mit der Prägung der XIX. Legion, die im Jahre 9  n. Chr. im Teutoburger Wald von Varus vernichtend geschlagen wurde – sind für die europäische Geschichtsforschung am bedeutendsten.

Die Freilichtanlage mit den Ausgrabungen des kleinen Kastells/Burgus, die aktuelle Arbeit der Archäologen vor Ort (Fund eines Abwasserkanals) waren für dir Exkursionsteilnehmer spannend zu beobachten. Der Fund einer langobardischen Grabstätte mit 166 Gräbern zeigt, dass dieses Kastell/Militärlager auch für die Zeit der Völkerwanderung eine bevorzugte Lage aufwies.

Von Rusovce fuhren wir in das Zentrum von Bratislava: wir besichtigten die Burganlage und die Altstadt. Ein großartiger Ausblick bot sich vom Burgberg auf die Donau und auf die Neubausiedlung Petrzalka/Engerau.

Bratislava ist die Hauptstadt der Slowakei seit 1993, die einzige Hauptstadt der Welt, die sich an der Grenze dreier Staaten befindet. Bratislava ist das ehemalige Heimatgebiet des keltischen Stammes der Boier, die ihren Höhensitz auf dem Braunsberg hatten. Preßburg/Pozsony war historische Hauptstadt des Ungarischen Königreichs (1536-1783) und Krönungsstätte ungarischer Könige. Maria Theresia wurde 1741 in der St. Martins-Kathedrale zur ungarischen Königin gekrönt. Eine Stadt mit einer Vielzahl an Architektur aus der Monarchie, typische Bürgerhäuser, in denen weltbekannte Künstler, Architekten oder Erfinder lebten, wie Mozart, Liszt, Beethoven, Bártok, Haydn, Hummel, Laban, Messerschmidt, Fleischmann, Kempelen oder Segner. Eine Stadt des Weines, wo die Weingärten bis an den Rand der Stadt reichen und eine Stadt an der Donau, in der sich Naturschutzreservate, sowie Donauauen befinden.

 Nach dem Mittagessen stand Carnuntum auf dem Programm, wo uns der Geschäftsführer des Archäologieparks Carnuntum, Dr. Markus Wachter, das römische Stadtviertel erklärte: die neuen Rekonstruktionen im Gewerbebereich, wie das Haus des Ölhändlers mit Amphoren und eine Wäscherei an der Südstraße, das Haus des Tuchhändlers Lucius Maticeius Clemens, die villa urbana als prächtiges Stadtpalais mit den neu rekonstruierten Herbergen und die römische Therme als prachtvolle Wellnessanlage zeigen den Lebensstil der Carnuntiner Oberschicht.

Das Amphitheater der Zivilstadt mit der 2011 neu entdeckten Gladiatorenschule und das Symbol Carnuntums – das Heidentor direkt an der Bernsteinstraße gelegen – rundeten die Exkursion ab.

Als Abschluss wurden die vielen neuen Eindrücke von den Vereinsmitgliedern beim Heurigen Strommer in der Kellergasse Purbach diskutiert.

Am 31. Oktober 2019, 19.00 Uhr, lädt der Verein alle Freunde und Mitglieder zur Generalversammlung in das Gasthaus Faymann, Dörfl, herzlich ein!

Obmannstellvertreter Mag. Oswald Gruber
Lutzmannsburg, 16. Oktober 2019

Teilnehmer der Exkursion:

Hans und Sonja Artner, Franz und Emilia Hedl, Ossi, Gerti und Johannes Gruber, Silke Jestl, Walter Wukowits, Anton und Gerti Zolles, Leopold Jambrits, Angelika Grosz, Alfred Braun, Heinz und Johanna Hoffmann, Hans Tesch, Elisabeth Kunar, Paul Mayerhofer, Hans und Christiane Hofer, Helmut und Tina Grubich, Markus Wachter;