Exkursion nach Savaria

Am Samstag, 7. Oktober 2023, führte der Verein zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße seine diesjährige Fachexkursion in das römische Savaria, nach Steinamanger/Szombathely durch.

28 Mitglieder und Freunde des Vereines nahmen an dieser von Obmann Mag. Oswald Gruber und vom Vorstand organisierten Exkursion teil.

Martinskirche von Steinamanger/Szombathely:

Reiseleiter Lajos Kövari aus Güns/Köszeg führte den Verein zuerst in die Martinskirche von Steinamanger. Beeindruckt von der Pracht der Kirche und einem Spaziergang durch den altehrwürdigen Friedhof gedachten wir unserem Diözesan- und Landespatron, dem Hl. Martin, der in Savaria 316/17 als Sohn eines römischen Offiziers geboren wurde. Mit der Namensgebung weihte er seinen Sohn dem Kriegsgott Mars (Martinus = zum Mars gehörend), der später Bischof von Tours in Frankreich wurde.

Der in der römischen Provinz Pannonien Geborene diente als Soldat in Gallien/Frankreich. Vor dem Stadttor von Amiens teilte er mit dem Bettler seinen Mantel; hier beendete er seine militärische Karriere, um ganz Christus dienen zu können. Der Hl. Martin wirkte als Bischof von Tours und starb 397 nach Christus.

Seine Verehrung fand rasch Verbreitung. Mehr als 3000 Kirchen sind in Frankreich nach ihm geweiht. Als Schutzherr des fränkischen Reiches und Heeres kam er um das Jahr 800 mit Kaiser Karl dem Großen zurück in unseren Raum des ehemaligen Pannonien. Die vielen Martinskirchen und die nach ihm benannten Orte legen Zeugnis davon ab. Die im Jahr 1777 gegründete Diözese Steinamanger/Szombathely erwählte ihn zum Schutzpatron.

Die Burgenländische Landesregierung und die Apostolische Administratur Burgenland erwirkten 1924 bei Papst Pius XI., dass der Hl. Martin Landespatron des Burgenlandes wurde. Der Apostolische Administrator Kardinal Friedrich Gustav Piffl leitete die notwendigen Schritte in Rom ein. Im Landesamtsblatt vom 17. Februar 1925 wurde der neue Landespatron für das Burgenland verlautbart. Zum ersten Mal wurde das Fest des Landespatrons am 11. November 1925 begangen. Seit Errichtung der Diözese Eisenstadt im Jahr 1960 ist der Hl. Martin auch Diözesanpatron.

Bild: Exkursionsteilnehmer vor der Martinskirche in Szombathely

ISEUM:

Nach der Besichtigung und Erklärung der Synagoge von Steinamanger (in ihr finden Konzerte des „Savaria-Orchesters“ statt) ging es zum Iseum.

Der Höhepunkt der Exkursion war der Besuch des Iseums, das Heiligtum der Göttin Isis. Das Iseum in Savaria ist eines der wenigen römerzeitlichen Heiligtümer der Göttin Isis, welches vollständig 1955 ausgegraben wurde. Die Größe des Heiligen Bezirkes/temenos, welcher für die Göttin Isis und ihren Partner Serapis gebaut wurde, ist mit 65 mal 42 Meter außergewöhnlich, da dieser zu den drittgrößten bisher bekannten derartigen Bauwerken im Römischen Reich zählt. Nur das Serapeum in Alexandria und der Haupttempel der Isis in Rom auf dem Marsfeld (campus martius) sind größer als das Iseum in Savaria. Das Iseum in Savaria/Steinamanger/Szombathely besitzt eine moderne Rekonstruktion und eine sehenswerte umfangreiche archäologische Ausstellung, die wir besichtigten.

Bild: Teilnehmer vor dem Iseum

Kathedrale Mariä Heimsuchung:

Nach einem Spaziergang zum Hauptplatz in Steinamanger (römisches forum) besichtigten wir die Kathedrale Mariä Heimsuchung – die Bischofskirche der römisch-katholischen Diözese Steinamanger, eine der größten Kirchen Ungarns. Der barock-klassizistische Bau wurde 1791 begonnen und 1797 abgeschlossen. Für die Gestaltung war der österreichische Architekt Melchior Hefele zuständig. Die Kathedrale ist eine Saalkirche, die mittig von einem Querhaus gekreuzt wird. Das Langhaus wird von flachen, säulengerahmten Seitenkapellen gesäumt. Die Portalfassade flankieren zwei schlanke Glockentürme. In der Kathedrale finden bis zu 5000 Personen Platz. Im Innenraum befinden sich Fresken und Stuckarbeiten von Franz Anton Maulbertsch. Am Ende des Zweiten Weltkrieges (4. März 1945) wurden von den Alliierten Bomben auf die Stadt geworfen, die auch die Kathedrale zerstörten und die danach in vereinfachter Form wiederaufgebaut wurde.

Gleich neben der Kathedrale befindet sich der Paulovics-Ruinengarten, eine wahre Besonderheit im römischen Savaria. Das römische Savaria entstand aus einem tiberianischen Militärlager an der Bernsteinstraße und erhielt von Kaiser Claudius das Stadtrecht:
Colonia Claudia Savaria“.

In der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus, in trajanisch-hadrianischer Zeit, erfolgte ein großzügiger Ausbau in Rechteckschema mit Insulareihen.

Im Paulovics-Ruinengarten (Paulovics István war Archäologe) besichtigten wir den spätantiken kaiserlichen Palast, die Palastaula (aula palatinum) mit den herrlichen Mosaiken (Kaiser Valentinian I. war 375 hier), die Therme, das Merkurheiligtum, das Octogon, die Stadtmauer mit dem Turm, die Zollstation mit dem Zollstempel, die Werkstätten für Keramik und die römischen Stadtstraßen.

Beim südlichen Stadttor direkt an der Bernsteinstraße wurde ein hochinterressanter Neufund eines Meilensteines aus weißem Marmor entdeckt. Er gibt die Entfernung von Savaria bis Rom mit 675 millia passuum (675 Meilen = 999 km) an. Wir konnten den Meilenstein im Iseum besichtigen.

 

Ják:

Nach dem Mittagessen in der Pasztor-Csarda besichtigten wir die spätromanisch – frühgotische Kirche in Ják (Sankt Georgen):

Ják war bereits in der Eisenzeit (ab 750 v. Chr. bis Christi Geburt) besiedelt. Bei Ausgrabungen wurde ein Grabhügel, Artefakte aus der Bronzezeit und ein römischer Friedhof freigelegt. Im 11. Jahrhundert befand sich auf dem Kirchhügel bereits eine Siedlung. Zur gleichen Zeit ließ sich hier der Befehlshaber der Leibwache König Stephans I., der Wasserburger Ritter, Wecellin, nieder und gründete die Sippe der Ják. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Ják 1221.

Die römisch-katholische Kirche St. Georg in Ják wurde im frühen 13. Jahrhundert als Benediktiner-Abteikirche erbaut. Die spätromanisch-frühgotische Basilika mit reichem Skulpturenschmuck zählt zu den bedeutendsten Bauwerken in Ungarn. Kirche und Abtei zu Ehren des Hl. Georg wurden 1214 vom reichen Gutsherrn Jáki Nagy Márton (Martin) aus der regionalen Adelsfamilie Ják gestiftet und zwischen 1220 und 1256 erbaut. Der Mongolensturm (Einfall der Tartaren 1241) unterbrach die Bauarbeiten. Die Abteikirche wurde deshalb erst 1256 von Bischof Amadeus II. von Györ geweiht. 1532 wurde das Kloster und die Kirche von den Türken beschädigt; nach 1562 hörte das Mönchsleben auf – vom Kloster sind heute keine Spuren mehr zu sehen. Während der Türkenkriege im 16. Jahrhundert brannte ein Teil der Kirche nieder. Die Kirche wurde dreimal – vom 17. bis zum 20. Jahrhundert – umfassend restauriert. Bis 2021 wurden 2 Milliarden Forint dafür aufgewendet.

Die St. Georgs-Kirche ist eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus. Die romanische Grundform zeigt etliche Spitzbögen der beginnenden Gotik. Das Langhaus umfasst vier Joche mit Kreuzrippengewölben und mündet im Osten in den Chor mit Rundapsis sowie zwei Nebenapsiden. Im Westen ist ein massives Westwerk mit zwei quadratischen Türmen vorgelagert. Das Hauptportal ist der kunstvollste Teil des Baus. Über sechs Säulenpaaren wölben sich ebenso viele rund- und spitzbogige, reich ornamentierte Arkaden. Das Tympanon enthält eine Reliefdarstellung des Pantokrators (Weltenherrschers) mit anbetenden Engeln. Im Giebel befinden sich Nischen mit Vollplastiken Christi und der Apostel. Im Inneren sind die figürlichen Kapitelle bemerkenswert, die zu den schönsten romanischen Ornamenten gezählt werden. Von den einst bedeutenden Fresken ist nur wenig erhalten.

Von den Klostergebäuden sind noch Teile der Ringmauer sowie westlich der Abteikirche die St. Jakobs-Kapelle erhalten – diese, um 1260 im romanischen Stil errichtet, ist ein Zentralbau in Form eines Griechischen Kreuzes, dessen Arme von Zwei-Drittel-Kreis-Apsiden gebildet werden. Die Innenausstattung wurde im 18. Jahrhundert barockisiert.

Bilder von Ják

Römische Wasserleitung in Bucsu/Butsching:

Von Ják ging es nach Bucsu (Butsching), wo wir die römische Wasserleitung besichtigten. Die 26 km lange römischen Wasserleitung führt vom Quellgebiet im Günser Gebirge/Geschriebenstein/ Rechnitzer Schieferinsel über Boszok (Poschendorf) – Bucsu (Butsching) – Dozmat (Großmucken), Torony – Sé nach Savaria. Dieses römische Aquädukt wurde für die Wasserversorgung von Savaria gebaut.

In dem in Bucsu freigelegten Abschnitt sind die 40 cm breiten vermörtelten Seitenwände des Aquädukts bis zu einer Höhe von 100 -110 cm erhalten geblieben und umschließen einen 76 cm breiten Innenraum. Es sind die Reste des Gewölbes gut zu erkennen.

Bild – Römische Wasserleitung

Zum Abschluss der Exkursion besuchten wir den Heurigen Wiesler-Schreiner am Eisenberg. Ein empfehlenswerter Heuriger mit pannonischen Speisen und Getränken.

Es war für alle Reiseteilnehmer bei dieser Fachexkursion viel Neues, Wissenswertes und Interessantes zu hören und zu sehen!

OStR Mag. Oswald Gruber,
Obmann – „Verein zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße“