Landwirtschaft (Weinbau, Ackerbau und Viehzucht)
Neben der Produktion und dem Handel mit Eisen bildete auch die Landwirtschaft einen wesentlichen Wirtschaftszweig der römischen Provinz. Pannonien war ein wichtiges Getreideanbaugebiet, wobei das produzierte Getreide (Hirse, Hafer, Gerste, Weizen und Roggen) zunächst vor allem der regionalen Nahversorgung der Städte und der Militärlager diente. Dies traf auch auf die Viehzucht zu. In spätantiker Zeit entwickelte sich diese Provinz allerdings zur Getreidekammer des Römischen Reiches. Gefäße, in denen kulinarische Spezialitäten über die Bernsteinstraße transportiert wurden, zeugen außerdem von regen Handelsbeziehungen mit dem Süden. Das Mittelmeergebiet lieferte z.B. Feigen, Datteln, Oliven, Safran und Austern. Weiters kam Pfeffer aus Indien und Reis aus Mesopotamien.
Auch Wein wurde bereits seit Jahrhunderten in der Region selbst produziert und keineswegs erst von den Römern hier kultiviert.
Es konnte naturwissenschaftlich nachgewiesen werden, dass der Weinbau in der ehemaligen Provinz Pannonien schon seit dem Beginn der Älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) betrieben wurde. 1985 überraschte der damalige Grabungsleiter Dr. Karl Kaus vom Burgenländischen Landesmuseum mit einem archäologischen Sensationsfund. Er entdeckte im Urbarialwald Zagersdorf, an der Gemeindegrenze zu Klingenbach, in einem Hügelgrab eine zentrale Grabkammer mit Brandbestattung von mehreren Personen. Zu den Funden gehörten 50 Tongefäße, Lockenringe aus Bronzedraht, Harfenfibeln und ein Eisenmesser. Bei der Untersuchung der Gefäßinhalte wurden aber auch drei Rebkerne entdeckt.

Abb.: Die
drei Rebkerne aus dem
Zagersdorfer Hügelgrab.
Quelle: K. Kaus, Opera
selecta, S. 311
Die drei Weinrebenkerne, die aus einem rotschwarzen Kegelrandgefäß stammen, wurden 1987 an der Universität für Gartenbau in Budapest mit modernsten wissenschaftlichen Methoden untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die drei Kerne von drei verschiedenen Weißweinsorten stammen, die dem Grünen Sylvaner, dem Welschriesling und dem Chardonnay nahestehen. Die besten Vergleichsstücke stammen von einer Grabung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften aus der nur sieben Kilometer entfernten Siedlung Sopron-Krautacker, wo neben Pfirsich- und Pflaumenkernen auch eine Kulturweinrebe gefunden wurde. Die Rebkerne aus dem Zagersdorfer Hügelgrab der Hallstattkultur sind die ältesten Nachweise für den Weinbau im Burgenland. Im Gutshof von Winden wurde außerdem die älteste Weinpresse Österreichs gefunden. Wie der römische Wein in Pannonien geschmeckt hat oder welche Sorten hauptsächlich gekeltert wurden, ist noch wenig bekannt. Der römische Schriftsteller Cassius Dio berichtet aber, dass der pannonische Wein im Vergleich zu den mediterranen Süßweinen sehr sauer gewesen sei. Man wird den Wein daher wohl mit Honig gesüßt haben, um dem allgemeinen Geschmack
entgegenzukommen. Oft wurde der Wein zur Haltbarmachung auch geharzt (keltischer Harzwein), mit Eiweiß geschönt und vor dem Trinken mit Früchten oder Kräutern im Geschmack verbessert.

Römische Rebmesser aus
Eisen. Fundorte von oben
nach unten: Kleinwarasdorf, St. Georgen und
Steinbrunn
Gruber Andreas: Der Weinbau – Die Bedeutung für den Handel auf der Römischen Bernsteinstrasse. 2700 Jahre Weinbau im Burgenland.
In: Festschrift 25 Jahre Verein zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße, S. 23 ff.
http://atlas-burgenland.at/Epochen/Römerzeit/Wirtschaft in der Provinz Pannonien
