Römische Zeit im Kontinuum historischer Epochen

Das westungarisch-burgenländische Gebiet ist aufgrund seiner Topografie uralter Kultur- und Siedlungsboden und daher reichhaltiges Gebiet für die Geschichtsforschung. Diese unterteilt die frühe Menschheitsgeschichte in einen urgeschichtlichen (prähistorischen) und einen frühgeschichtlichen Zeitabschnitt. Unter dem Begriff Urgeschichte werden all jene Epochen zusammengefasst, aus denen noch keine schriftlichen Quellen zur Klärung der damaligen Ereignisse vorliegen. Dagegen versteht man unter dem Begriff Frühgeschichte jene Zeiten, aus denen zwar bereits schriftliche, allerdings spärliche Zeugnisse vorliegen, sodass zu ihrer Ergänzung auch Bodenfunde zu ihrer Erforschung herangezogen werden müssen:

 

Mehr lesen

Die Urgeschichte wird forschungshistorisch seit dem frühen 19. Jahrhundert nach dem jeweils prägenden Werkstoff grob in die drei großen Epochen Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit eingeteilt. Diese klassische Dreiteilung der urgeschichtlichen Zeitabschnitte wurde in der Folge aufgrund weiterer Forschungsergebnisse differenzierter gesehen und es etablierten sich feinere Chronologiesysteme in den Regionen Europas. Die Untergliederung erfolgte meist anhand des Vorkommens bestimmter Formen im archäologischen Fundgut, wie z.B. bestimmte Keramikmuster, oder aufgrund vorherrschender Bestattungsformen.

Die Grenzen der einzelnen urgeschichtlichen Epochen sind nicht scharf abgrenzbar, sondern fließend und auch global unterschiedlich. So wird z.B. der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftwerdung mit Ackerbau und Viehzucht datiert. Der Mensch wurde vom Nahrungssammler zum Nahrungsproduzenten. Außerdem entwickelte sich die Töpferei, das Spinnen und Weben von Schafwolle sowie eine verbesserte Bearbeitungsmethode von Steinwerkzeugen. Während aber diese als neolithische Revolution bezeichnete einschneidende Veränderung im Vorderen Orient bereits 9000 v. Chr. stattfand, war dies im mitteleuropäischen Raum erst ca. 3000 Jahre später, sodass hier der Beginn der Jungsteinzeit mit dem Zeitraum ca. 6000 bis 5700 v. Chr. datiert wird. Das Neolithikum wird dann in die frühe, mittlere und späte Jungsteinzeit weiter unterteilt.

Große strategische und wirtschaftliche Bedeutung erlangte das Gebiet des heutigen Mittelburgenlandes in der Bronze- und insbesondere in der Eisenzeit. In der späten Eisenzeit („Latènezeit“) war hier ein Zentrum keltischer Eisenproduktion.

Unter dem Begriff Frühgeschichte versteht man jene Zeiten, aus denen zwar bereits schriftliche, allerdings spärliche Zeugnisse vorliegen, sodass zu ihrer Ergänzung auch Bodenfunde zu ihrer Erforschung herangezogen werden müssen. Im österreichischen Raum beginnt die Frühgeschichte mit der römischen Besetzung im Jahr 15 v. Chr., mit der die Schrift in unser Gebiet kam und deren Erbe in Form des lateinischen Alphabets bis heute nachwirkt. Im Mittelalter beginnt mit der ständigen Zunahme von schriftlichen Aufzeichnungen jener historische Zeitabschnitt, in dem die Bedeutung von archäologischen Funden für die Forschung immer mehr in den Hintergrund tritt.

Mit der Eroberung des gesamten Alpenraumes durch die Römer unter Kaiser Augustus im Jahr 15 v. Chr. begann auch für das Gebiet des heutigen Mittelburgenlandes als Teil des keltischen Königreiches Noricum die Römerzeit.

Römische Bernsteinstraße Burgenland - Detailbild des Schaupults in Raiding - Text und Bild zu Kaiser Augustus

Abb.: Zeitgenössische Darstellung Kaiser Augustus (Ausschnitt Schaupult Raiding)

Während sich Noricum ohne Widerstand der römischen Herrschaft unterstellte, stießen die Eroberer in den im Osten anschließenden Gebieten auf erheblichen Widerstand und konnten diese erst 9 n. Chr. als Provinz Pannonien dem römischen Reich eingliedern. Die Nordgrenze des Reiches bildete die Donau bzw. der Limes.

Römische Bernsteinstraße Burgenland - Bild einer alten Landkarte

Abb.: Pannonia Prima zwischen Savaria und Scarbantia

Das folgende Schaubild zeigt sämtliche, im Zeitraum von ca. 300 Jahren erfolgte Eroberungen im Überblick:

Römische Bernsteinstraße Burgenland - Detailansicht des Schaupults in Raiding - Übersichtskarte zum Römischen Reich

Abb.: Eroberungen und größte Ausdehnung des Römisches Imperiums
(Ausschnitt Schaupult Raiding)

In den folgenden Jahrhunderten drangen jedoch immer öfter und immer erfolgreicher verschiedene germanische Stämme über diese Nordgrenze ein. Der Niedergang des Römischen Reiches zog sich die nächsten 300 Jahre hin, in denen kaum einmal Friede herrschte. Im Jahr 167 stürmten Markomannen und Quaden die Grenze an der Donau und stießen bis Aquilea an der Adria, dem Ausgangspunkt der Bernsteinstraße, vor. Bereits 177 – 180 n. Chr. erfolgte der nächste Germaneneinbruch in den norisch-pannonischen Raum, der 259 – 260 n.Chr. neuerlich verwüstet wurde. Ab 379 n. Chr. siedelten sich Goten, Alanen und Quaden in Pannonien an. Im Jahr 395 n. Chr. erfolgte die Teilung des Römischen Imperiums in ein Weströmisches und ein Oströmisches Reich. Im Jahr 433 n. Chr. mussten die Römer große Teile der Provinz Pannonien an die Hunnen abgeben. 476 n.Chr. setzte der Germanenkönig Odoaker den letzten Weströmischen Kaiser Romolus Augustulus ab. Das Oströmische Reich mit seinem Zentrum Byzanz (Istanbul) bestand noch ein Jahrtausend weiter und erlosch 1453.

 

Floiger Michael/Gruber Oswald/Huber Hugo: Geschichte des Burgenlandes. Lehrbuch für die Oberstufe. Hrsg. LSI Dr. Stefanits Günther. Eisenstadt, 1996, S. 24.

http://atlas-burgenland.at/Epochen/Römerzeit

https://www.pannarch.at/Was-ist-Archaeologie/Archaeologische-Zeitleiste.